Götter und der Wind

Das heutige Thema dreht sich um sehr alte Götter die einiges gemeinsam haben mit der Natur selbst. Wahrscheinlich gab es, bevor die Menschheit anfing von Göttern als „Personen“ zu denken, die Vorstellung, dass alles auf der Welt seinen Platz, seine Zeit und seine „Göttlichkeit“ hat. Auch die Wolken am Himmel und die Bäume auf der Erde.
„Götter und Wind“, „Götter des Windes“ oder „Windgötter“ beinhalten eine sehr alte Idee sich „Gott“ vorzustellen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass diese Gedanken – so alt sie auch sind – ein wenig näher an der Realität sind als die Idee von einem einsamen Mann mit einem langem Bart, der im Himmel auf einem goldenen Thron sitzt.

God Michelangelos Sicht auf Gott, hier umgeben von Symbolen verschiedener Religionen. By Blok GloOwn work, CC BY-SA 3.0, Link

Der Wind ist „real“. Er weht zum Fenster hinein und umwirbelt dich. Man kann ihn auf der Haut fühlen. Er weht, bläst sich auf, zirkuliert … er verwuselt die Blätter der Bäume, bringt sogar Schiffe und Mühlen in Bewegung, heutzutage sogar riesige Windkraftanlagen.
Und das Allerwichtigste, worüber wir uns ständig Gedanken machen, steht in direktem Zusammenhang mit dem Wind:
Das Wetter.

Wind farm Windkraftpark. By KwerdenkerOwn work, transferred from de:Bild:Tauernwindpark.jpg, CC BY-SA 3.0, Link

Windswept trees Windgebogener Baum. By Photo: Arcalino / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, Link
Weather map Weather during D-Day 1944. By Pierre_cben:Image:Ddayweather.jpg by Fuelbottle, Public Domain, Link

Wie haben sich die Menschen früher den Wind vorgestellt? Wie war sein Charakter? Und wie kommt es, dass er in der modernen Welt eigentlich nur noch als Zählwert für das Wetter gereicht?

Früher war die Welt, gelinde gesagt, „voll“ von Wind- und Wettergöttern mit ganz unterschiedlichen Namen.

Zum Beispiel: Iskur (sumerisch), Adad (akkadisch), Tessup (hurritisch),Thor (nordisch), Djaramulun (Aborigines), Chaak (maya), Anemoi (altgriechisch)…

Der wahrscheinlich älteste bekannte Gott ist der sumerische Sturmgott Iskur (Adad). Man findet ihn heute noch ab und an in Kreuzworträtseln.

Adad Kopie einer assyrischen Darstellung ca 7. Jh. v. Chr., die sumerische Tradition reicht dagegen weiter zurück bis ins 2 Jahrtausend v. Chr.
By Drawn by Faucher-Gudin after Austen Henry Layard – History of Egypt, Chaldea, Syria, Babylonia and Assyria, Vol. III, Public Domain, Link

Unverkennbar sind die Parallelen zum nordischen Gott Thor. („Hammer“, Hörner(?), Rüstung und Bart.)

Thor Thor in einer isländischen Darstellung aus dem 18. Jh. By Ólafur Brynjúlfsson[2]NKS 1867 4to, 94v. Digitized version available from http://www.kb.dk/permalink/2006/manus/738/dan/94+verso/. Image processing (crop, rotate, color-levels) by Skadinaujo (talk · contribs), Public Domain, Link

Der sumerische Gott Iksur/Adad hatte einen Stier als Symboltier (teilweise findet man auch einen Löwendrachen) und eine Gemahlin namens Hepat und/oder Shala, eine Art „Erdenmutter“.

Hier ein sehr schöner, (noch) kurzer Überblick auf deutsch über Wettergötter im europäisch/kleinasiatischen Raum, leider zumeist ohne ihre Gattinnen. Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Wettergott Die englische Variante ist schon weit aus umfangreicher.

Wer sich für die „Ehefrauen“ der Wettergötter interessiert, kann sich gerne mal einen Wikipedia-Eintrag über „Erdenmutter“ oder „Erdengöttin“ durchlesen. Sehr umfangreich und detailliert – und noch in Diskussion – wird hier meiner Meinung nach ein großer Teil Aufarbeitung geleistet für das Bewusstsein von vergessenen, weiblichen Gottheiten. Auch im Lehmofen wird es zu gegebener Zeit mehr davon zu lesen geben.

Spätestens beim Lesen dieser umfangreichen Artikel wird deutlich, dass es diese Dualität (Mann/Frau; Regen/Erde …) auch in über-europäischen Kulturkreisen gibt. Exemplarisch seien hier diese liebenswürdigen Darstellungen herausgegriffen:

Felszeichnung Zugegeben ist es sehr schwierig, bei den Aborigines von „Göttern“ zu denken. Es gibt allerdings die Vorstellung eines „Gottes“ namens Djaramulun der für Donner verantwortlich ist, sofern Wikipedia hier richtig informiert. Ich denke, es besteht noch Forschungsbedarf (auch meinerseits), insbesondere bezüglich ihrer Frauen, daher hier ein Bild von den Ahnen/Göttern Namondjok, Namarrgon („Wettergott“) und seiner Frau Barrginj, ca. 18.000 v. Chr. By Thomas SchochThomas Schoch at http://www.retas.de/thomas/travel/australia2005/index.html, CC BY-SA 3.0, Link

Australische Kunst Australische Kunst, die das religiöse(?), intuitive Verständnis und Mythen der Aborigines aufgreift. By Albert_Namatjira_with_Jack_Kramer_and_Frank_Sedgman.jpeg: Unknownderivative work: M0tty (talk) – Albert_Namatjira_with_Jack_Kramer_and_Frank_Sedgman.jpeg, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7906755

Chaac
Mayagott Chaak. Von unknown Maya artist – Francis Robicsek: The Maya Book of the Dead. The Ceramic Codex, University of Virginia Art Museum (1981)., Gemeinfrei, Link

Ganz zu Anfang von Religion – wobei es schwierig ist, diesen „Anfang“ zeitlich konkret zu bestimmen – gab es also in vielen Gebieten der Welt, wo Menschen wohnten, die – vereinfacht und auf den Punkt gebracht – Vorstellung des Götterpärchens „Mutter Erde“ und „Wind/Regengott“.
Das erscheint vor allem dann logisch, wenn man sich überlegt, dass Regen und Erde sehr gut zusammen passen in punkto Fruchtbarkeit. Nicht umsonst gilt es noch heute als gutes Zeichen, wenn es auf einer Hochzeit ein wenig regnet. Vor allem, wenn man sich Kinder wünscht.

In „unserer“ antiken, europäischen Welt, wo ich mein Bewusstsein beheimatet sehe, hat sich aus diesen alten Windgottheiten (ich bleibe bewusst bei den Männern, zumindest heute), folgende Vorstellung geformt.

Adad und seine Ehefrau wurden über mehrere Ecken zum Götterpärchen „Hera/Zeus“, bzw. „Juno/Jupiter“. Zu sehen insbesondere in der Eigenschaft Jupiters als „Donnergott“.

Jupiter und Semele By Bernard Picarthttps://ubu507.wordpress.com/2011/07/01/jupiter-appearing-in-his-godly-radiance-to-semele/, Public Domain, LinkBy Gustave MoreauOwn work Book scanBook scan of the book: Holle, Gerard du Ry van Beest (publ.), Kunstgeschichte, Mueller Karl, Erlangen 1994, ISBN 3860703528, p. 682 (further notes on p. 767, 4th row)., Public Domain, Link

Es gibt eine mythische Geschichte zu den obigen Bildern: Semele und Jupiter hatten eine Affaire, wobei Semele allerdings nicht bewusst war, wer da Nacht für Nacht zu ihr kam. Juno war über die Eskapaden ihres Mannes not amused und bediente sich einer Intrige.
Semele selbst bat Jupiter daraufhin, sich ihr in seiner ganzen Pracht zu zeigen. Weil er es versprochen hatte, musste Jupiter es tun, obwohl er wusste, dass etwas schlimmes passieren würde. Er zeigte sich also als Donner und Blitz – und Semele starb.
Was dann geschah, nennt man wohl einen emanzipierten Vater. Denn Semele war mit Dionysus/Bacchus schwanger und Jupiter ließ das Kind nicht im Stich, sondern verschloss es in seinem Oberschenkel(!), aus dem es dann zu gegebener Zeit geboren wurde.
Nach der Geburt reicht Jupiter es weiter an einen emanzipierten Adoptivvater: den Satyr Silenus.

Dionysus und Silen Silen und Dionysus. By Dennis Jarvis from Halifax, Canada – France-003275 – Silene carrying Dionysus, CC BY-SA 2.0, Link

Wenn man bedenkt, dass historisch betrachtet gerade die Dionysischen Feste noch bis in die späte Antike ein Fest waren, wo die Frauen außer Rand und Band gerieten, ist diese Geschichte gerade in Zusammenhang mit der Entwicklung der Windgötter mythisch äußerst interessant. (Aber ich schweife ab.)

Anemoi Sonne und vier Winde. By Gérard Audran – Peace Palace Library, Public Domain, Link

Windrose Windrose (ca. 18 Jh.) By Adamantios Coray – Google books : Lettres de Coray à Chardon de la Rochette (1880), page 300., Public Domain, Link

Kompass. By Brosen~commonswikiOwn work, CC BY 2.5, Link

Maya Kompass Maya-Kompass. By Ancient People from the Land of Aztec – Ancient Aztec Stone Compass, Public Domain, Link

Im alten Griechenland (und auch Rom, wobei ich mich auf die griechischen Winde beschränke), gab es die sogenannten „Anemoi“, die in etwa zur selben Zeit (4. Jh. v. Chr.) auch in ihrer technischeren Variante, dem Kompass vorliegen.
Auch hier sei noch einmal darauf verwiesen, dass es diese Winde nicht nur in der europäischen Antike, sondern – in anderen Formen – auch bei den Maya, Chinesen und sogar Aborigines gibt.

Beschränkt auf die griechische Antike und die vier Hauptwinde (Himmelsrichtungen) handelt es sich um folgende Kerlchen:

Boreas Boreas. Der Nordwind. Hier mit Oreithyia. Public Domain, Link

Zephyr und Flora Zephyr. Der Westwind. Hier mit Flora. By Victorianaesthete at English WikipediaOwn work, Public Domain, Link

Notos Notos. Der Südwind. Ein stürmischer Einzelgänger. By MMOwn work (Original text: Self made photo), Public Domain, Link

Eurus Euros/Eurus. Südwind. Auch eher so ein einzelner Geselle. By MMOwn work (Original text: Self made photo), Public Domain, Link

Es gibt bei weitem noch mehr „Anemoi“, diese vier können aber getrost zu den Hauptgötterwinden gezählt werden. Der Sage nach stammen sie ab von Eos (römisch Aurora, der Göttin der Morgendämmerung) und Astraios/Aeolos, einem Titanen und Gott der Abenddämmerung/Windgott. Zwischen Astraios und Aelos gibt es – wie kann es anders sein – einige Überschneidungen. Möglicherweise sind die Windgötter auch keine „Kinder“, sondern Brüder von Astraios/Aeolos.
Und aufgrund der antiken Einteilung von Jahreszeit in nur drei Phasen, gab es den Wind Eurus auch erst ein wenig später als seine Brüder.

Aeolos zählt gemeinhin als Stammvater der Griechen. Um Boreas und den Zephyr ranken sich verschiedene Mythen über Frauenraub. Boreas kommt eigentlich aus Thrakien und wird durch den Raub von Oreithyia zum Schwiegersohn der Athener. Später hilft er ihnen dabei, die gesamte persische Flotte zu vernichten.
Der Zephyr hat ein Techtelmechtel mit Chloris, aus dem Flora hervorgeht, eine Frühlingsgottheit. Sehr schön zu sehen bei Botticelli: die dreier Personengruppe ganz rechts im Bild (Zephyr, Chloris, Flora v.l.n.r.).
Der Frühling Der Frühling. Botticelli.
By Sandro BotticelliLivioandronico2013, CC BY-SA 4.0, Link

Doch gerade beim Zephyr kommt es sehr drauf an, auf welchen antiken Autoren man sich stützt. Es gibt noch unzählige andere Geschichten von ihm.
Genauso gibt es auch noch unzählige andere Windgeschichten. Diese hier wehte der www-Wind gerade an mich heran und wird einen letzten, außereuropäischen Kurs zum Thema einschlagen.

Japanisches Märchen Japanisches Märchen. By Internet Archive Book Imageshttps://www.flickr.com/photos/internetarchivebookimages/14593718409/Source book page: https://archive.org/stream/cu31924023266855/cu31924023266855#page/n21/mode/1up, No restrictions, Link

Das Märchen stammt aus Japan und heißt „Grüne Weide“. Es wehte sich heran, als ich nach „Donner“ suchte. Denn in der kleinen Geschichtensammlung findet sich auch ein japanisches Märchen über den Donner. (The good thunder.) Wer mag, kann beide Geschichten hier auf Englisch nachlesen. In der „Grünen Weide“ geht es um Liebe, Ungehorsam und Ehre und die Weide ist (wahrscheinlich) die hübsche Protagonistin selbst.
In der Geschichte über den guten Donner schickt der oberste japanische Donnergott seinen Sohn auf die Erde, der sich dazu entscheidet bei einfachen Leuten zu leben. Bezüge zu Philemon und Baucis oder gar Jesus sind nicht von der Hand zu weisen.

… ich will gar nicht zu viel verraten, zumal ich über den Inhalt noch ein wenig nachdenken muss. Vielleicht gibt es ja doch so eine Art „Grundwahrheit“, die in all den alten Erzählungen der Welt versteckt ist? Ich wundere mich schlicht über all die Gemeinsamkeiten, die – trotz der Unterschiede – so etwas von offenkundig sind!
In der europäischen Antike werden Frauen beispielsweise ständig in Bäume verwandelt, insbesondere, wenn ihnen die Kerle nachstellen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für das großartige Geschenk, das Jonny Lindner aka Comfreak der Menschheit machte. Ich finde das Bild absolut genial und hatte schon überlegt, es für das Cover von „Amor und Psyche“ zu verwenden, habe mich jetzt aber für eine reduziertere, niedlichere Variante entschieden.

woman-845850_1920

Link zum Künstler: https://pixabay.com/de/users/Comfreak-51581/

Ach Gotti. Oder nehme ich es doch? Was meint ihr? (Seine Erlaubnis hätte ich. ;))

Und gerade weil ich noch Stunden (Tage, Monate!!!) zum Thema schreiben könnte: Ich erkläre den heutigen Beitrag für beendet.
Falls es Fragen oder Anmerkungen gibt, immer her damit. Ich werde alle beantworten. Denn: Ich find´s mega-spannend und es macht mir sehr viel Spaß! 🙂

10 replies to “Götter und der Wind

  1. Ich interessiere mich schon von Haus aus für die Göttergeschichten, nicht aus religiösen Gründen, sondern weil mich die Integration dieser Wesen in das täglich Leben interessiert. Fast alles was mit den Übermenschen zu tun hat sind Umschreibungen für die physikalischen Gesetze des Universums, die sich damals niemand erklären konnte und weil da auch die Hohepriester dumm aussahen, hat man unter Strafe das leugnen solcher Theorien verboten, schlielich handelt es sich um höhere Wesen, auch bei den Priestern. Das Bild ist wirklich klasse, aber wenn ich an den Titel denke, würde mir dieses Bild nicht vorschweben liebe Runa, aber du wirst es schon richtig machen!

    Liked by 1 person

  2. Richtig, aber nicht nur das. Ich glaube, in Mythen, Göttern und Religion steckt auch viel “Unbewusstes” drin, vielleicht so eine Art “Grundwahrheit”, die alle Menschen gemeinsam haben. Wobei es schwierig ist, von “Wahrheit” zu schreiben. Aber ich mag C.G. Jung. 😉

    Liked by 2 people

  3. Hier bin ich wieder und sage noch mal: dankeschön für diesen erd-umspannenden Windreigen! Wie wäre es, den “Turm der Winde” von Athen mit aufzunehmen? Er ist immerhin ein großartiges Beispiel für die Verbindung von astronomischen Kenntnissen und Kunst.
    Und etwas zu Dionysos: grad vor zwei Tagen wurde mir von einem alten Griechen versichert, Zeus habe das Herz des Neugeborenen nicht in den Oberschenkel, sondern in die Wade eingeschlossen, daher der Name Dio-Nysos (nysos = Wade). Athene habe dann mit ihrer Flöte über dem Herzen gewacht, bis es sich von neuem eine Gestalt suchen konnte: Das sei dann Zagreus gewesen, das wiedergeborene Kind der Semele.
    Die Geschichte wird freilich gewöhnlich andersherum erzählt: Zagreus sei der ältere oder erste Dionysos, Sohn der Demeter und des Zeus, Er wurde auf Geheiß der Hera von den Titanen zerstückelt, und sie aßen sein Fleisch. Athene rettete das noch pochende Herz (daher Pallas Athene), übergab es Zeus … Zur Wiederbelebung gibt es diverse Varianten.
    Zeus verbrannte die Titanen mit seinem Blitz. Aus der Asche wurde der Mensch gebildet, der als göttliches Erbe den Zagreus in sich trägt, den die Titanen gegessen hatten. (Orphische Mythologie)

    Liked by 2 people

    1. Gern geschehen, liebe Gerda! Ich weiß selber nicht, was mich da so zu reizt, aber ich liebe es, den “Geschichten” auf den Grund zu gehen. Ein wenig Wissen habe ich mir in meinem Studium angeeignet und – ich glaube – auch so einen gewissen Blick auf bzw. Verständnis von der Antike (und Zeit davor), wenn man das überhaupt behaupten kann. Denn die Menschen damals lebten und dachten doch ganz anders als wir heute – und doch ist so vieles von dem “alten Wissen” noch “in” oder “bei” uns … und begegnet uns eigentlich ständig. – Und das sogar kulturübergreifend. Faszinierend! 🙂
      Ich nehme das Wissen aus meine Wissen, meiner “Bibliothek” und vor allem aus diesem unerschöpflichen Internet. Über den Turm der Winde bin ich ein paar Mal gestolpert, allerdings ist es unmöglich alles mit auf zu nehmen und daher wird bzw. muss hier und da auch etwas hinten rüber fallen. Ich schreibe vor allem aus Lust an der Materie, lasse mich da einfach von dem treiben, was so auftaucht (in meinen Gedanken, in Büchern oder online) und habe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem ist das natürlich ein guter und wertvoller Hinweis. Ich freu mich sowieso, dass ich mit Dir jemanden gefunden habe, die doch mindestens genau so interessiert an dem Thema ist! 🙂 Danke auch für die Erläuterungen zu Dionysus. Ich glaube, Ovid schreibt von Oberschenkel … aber ich müsste das noch mal nachgucken. Danke auch für die Hintergründe zu Dionysus/Zagreus … die Orphik hatte bisher noch keinen Platz in meiner persönlichen Frageliste, aber ich werde die mal aufnehmen und beizeiten dazu bloggen. Es ist allzu spannend! 😉

      Liked by 2 people

      1. Ich Warnes vorgestern auch der Meinung, es handele sich um den Oberschenkel des Zeus 😉
        Ist das überhaupt wichtig? Ich bin wie du ein Fan der Mythologie, und mich fasziniert vor allem ihre Plastzität. Ein richtig und falsch gibt es da kaum. Ich folge gern den Assoziationen, die Bilder und Wörter bei mir auslösen, da kommt es zu unerwarteten Querverbindungen… Ein bisschen wie bei chemischen Verbindungen. Ich freu mich, dass du dieses Interesse so lebhaft teilst. LG

        Liked by 2 people

      2. Na ja. Wichtig? Doch, finde ich schon. Zumal es sich sprachlich schön ableitet und so eine Wade ja auch eine ganz andere Position und Funktion hat als so ein Oberschenkel. Auch darüber könnte es sich lohnen zu schreiben. 😀

        Liked by 1 person

  4. Wer sich für die Ursprünge interessiert, sollte sich dabei verdeutlichen, daß es diese/unsere Hochsprache in diesen nicht gab und es sich darin verhält, wie noch in unserem Dialekt, den ursprünglichen Regionalsprachen, worin der Bezug rein das erfahrende Sinneswesen ist. Das Kernwesen dieser Hochsprache hingegen, welches über die griechische Philosophie aufkam, basiert indess auf dem rein Geistigen, konträr zu dem der Sinne und fand seine Vorlagen über Parmenides und Plato, wie auch dem (geistigen) Umsetzungwesen der Philosophie selbst – exzessiv als kulturelle Grundlage umgesetzt zunächst über das Latein und dann darüber auch auf spätere Sprachen. Hierin wurde aus dem ursprünglichen Begreifen und Erfahren und die Worte einzig verweisen, der Grundstock dessen Begreifens hingegen durch die daraus begründenden Begriffe gestaltet (Verbum/Adjektiv -> Substantiv), was man sich somit auch spezifisch über die Sinnenwesen und Mythologien verdeutlichen kann – ‘(das) Lieben’ -> ‘die Liebe’. Der Kernpunkt hierin ist, daß es, speziell über den entstandenen naturwissenschaftlichen Grundsatz des einzig Seienden, was dem Auge ersichtlich ist, das Subjekt(ive) sogar explizit nicht enthält. Sich in diese Wesensart hineinzuversetzen, bedeutet somit auch, sich in sich selbst hinein zu versetzen – und darüber dereguliert sich auch, was man darüber erwirkte ;).

    Liked by 1 person

    1. Danke für diesen Kommentar. Was mir an Philosophie nicht so gut gefällt, ist, dass man damit so viel hinterfragen kann, bis letztendlich nichts mehr übrig bleibt außer vieler kleine Puzzleteile. Anders gesagt: Die Antike ist ein Orchideenfach und mir war und ist daran gelegen, das so aufzuschreiben (und zu reduzieren), dass es auch ein halbwegs geneigter Leser versteht. 😉 Allerdings stimmt es schon – und es ist eine interessante Frage, bzw. wichtige Ergänzung – inwiefern Menschen heute überhaupt (noch) in der Lage sind oder sein können Erfahrungen und Lebensweisen von früher zu begreifen, – aufgrund von Sprache, zeitlichem und/oder grammatischem Wandel und damit einhergehendem Informationsverlust.

      Like

      1. Darauf beruht die eigentliche Pervertierung der Gegebenheit und warum es mir zwischenzeitlich zum zentralen Thema geworden ist, denn auch wenn ich die Gegebenheiten ‘in Worten’ beschreibe, so nimmt man nicht das wahr, worauf ich verweise, sondern einzig die Bildnisse, die man selbst ‘über die Worte’ hat. Und so gelange ich darüber überhaupt nicht zur Sache, aufgrund dieses Bumerangeffekts dieses Sprachkonstrukts, welches nämlich nicht auf die Sache, sondern einzig auf sich selbst (die sprachlichen Bildnisse) verweist!

        Der Punkt ist, und Du sprichst es ja auch an, daß man doch gar nicht verstanden hat, was es mit dem Philosophischen überhaupt auf sich hat. Auch hier sieht man nur die Worte, aber erlangt kein nachvollziehbares Verständigkeit. Maßgeblich ist jedoch, daß doch unsere Hochsprache, nur im Bezug auf die Worte aus seinem Ursprung des Dialektes und auch nur teils übernommen wurde, nicht jedoch der daraus gebildete Sinn. Dieser ist nämlich ein ganz anderer und basiert auf dem Philosophischen. Hierin ist nicht das erlebnisbegründende erfahrende Begreifen die Grundlage für die Bezeichnung und der Bezug, sondern der Begriff steht hierin am Anfang und ‘daraus’ begründet(e) man die ‘rein geistig begründete’ Definition dessen.

        Unsere eigene kulturelle und ursprüngliche Sprache ist hingegen, in seinem Prinzip, als Erweiterung der Körper-/Handlungssprache erwachsen (vergleiche einmal diesen Unterschied in seiner Anwendung).

        So zeigt sich mir auch, daß es einzig auf der Suggestion des Fortschritts beruht, daß ‘das Alte’ in der Gegenwart nicht mehr sei und man sich über den Fortschritt davon entfernt habe. Tatsächlich ist es jedoch so, daß man sich einzig vom dem Bezugsverhältnis -> Verständnis entfernt hat, nicht jedoch von der Präsenz dessen selbst. Diese ‘Hochsprache’ ist nach wie vor die Althergebrachte. Und auch wenn die Mythologien als solche nicht präsent sind, so steckt doch gerade darin eine Naturbeschreibung, wie sie der Mensch und nicht die sich davon absondernden ‘philosophischen Geister’ begründeten ;).

        Liked by 1 person

Leave a comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

close-alt close collapse comment ellipsis expand gallery heart lock menu next pinned previous reply search share star