By Harold H. Piffard (Original artist)Restoration by Adam Cuerden – University of Victoria Digital Collections, Public Domain, Link
Memento mori, Mensch.
Diese Worte sind vielen bekannt, wenige aber wissen, was sie bedeuten. Sie sind lateinischen Ursprungs und wurden im römischen Reich ständig wiederholt. Wie ein Mantra. Memento mori, memento mori, memento mori, …
Es gab einen festen Zeitpunkt, wann diese Worte gesprochen wurden und einen klaren Adressaten. Ein Priester (oder Sklave?) flüsterte sie dem Feldherren siegreicher Truppen ins Ohr.
Die Worte waren also eigentlich nix für die Allgemeinheit, auch wenn sie heute im kollektiven Bewusstsein rumschwirren, denn viele kennen sie. Ursprünglich galten sie nur einer einzigen, äußerst starken und mächtigen Person: Dem obersten Befehlshaber der römischen Legionen, der sie zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt hörte:
Am Tage seines Triumphes.
Was sind die Hintergründe?
Für einen Triumphzug war es den römischen Oberbefehlshabern ausnahmsweise erlaubt, ihr Heer in die Stadt zu führen. Caesar hat sich nicht mehr dran gehalten und sein Adoptivsohn Augustus wurde dann zum Regelbrecher schlechthin, aber das ist eine andere Geschichte.
Lange Zeit galt es, die militärischen Angelegenheiten, all diesen Tod und das Blut, aus Rom auszulagern. Zu einem Triumphzug aber durften alle Soldaten in die Stadt kommen.
Der Feldherr, der die Legionen in den Sieg geführt hatte, wurde an diesem Tag gefeiert wie ein Gott und seinen Untergebenen ging es auch nicht schlecht.
Es gab erstklassige und zweitklassige Triumphe. Die Erstklassigen führten über das römische Forum und mitten durch die Stadt. Da, wo der Marmor blitzte und glänzte, die Leute aus den oberen Reihen Blumen schmissen und sich reiche Senatorenfrauen die Lippen leckten.
Memento Mori.
Inmitten des Triumphzuges fuhr der Feldherr auf einer Quadriga, einem Viergespann (einem Wagen, mit vier Pferden davor). Sowas kann man heute zum Beispiel noch hier, aber auch an vielen anderen Orten der Welt, bewundern:
Berlin, Brandenburger Tor, Detail. By א (Aleph)Creator: Johann Gottfried Schadow – Own work, CC BY-SA 2.5, Link
Als allererstes schritten die ehrwürdigen Senatoren voran. Dahinter gingen Künstler, Musiker und Maler, die die wichtigsten Etappen der Schlacht auf großen Leinwänden darstellten und beschrieen, ihnen folgte die Beute des Raubzuges: wilde Tiere, Gefangene, Gold und Silber und andere Wertgegenstände.
Ein bisschen muss man sich das wohl vorstellen, wie bei einem Karnevalsumzug, allerdings galt eben das ganze Spektakel allein dem Feldherren, der in der Mitte des Triumphes war – und natürlich seinen Soldaten.
Memento mori.
Die Soldaten liefen ihrem Feldherrn auf der Quadriga hinterher, bildeten also den Schluss des Zuges.
Ihnen war es ausnahmsweise erlaubt … vielleicht kann man auch sagen: Vom Publikum ausdrücklich gewünscht …, dass sie ihren Chef einmal so richtig durch den Kakao zogen. Also verspotteten.
Von Caesar weiß man, dass er wohl schon in jungen Jahren sein Haupthaar verloren hatte. Sueteon überliefert folgenden Ausruf, den die Soldaten bei seinen Triumphen buhten:
„urbani, servate uxores: moechum calvum adducimus“
„Städter, sperrt die Frauen ein! Wir bringen euch den glatzköpfigen Lustmolch!!!“
Die Frage ist, wie man moechus übersetzt. Zu deutsch „Lustmolch“, oder „Ehebrecher“, passt schon ganz gut, aber ich vermute, da gibt es einen tieferen Zusammenhang, wenn man sich das mal bildlich vorstellt.
Memento mori.
Während des Triumphzuges hörte der Feldherr immer wieder diese Worte.
Bedenke, dass Du sterblich bist.
Mensch, gedenke deiner Sterblichkeit.
Du sollst dich erinnern, dass Du sterben wirst.
Na ja, und dann guckte man(n) halt wieder auf all die schönen Blumen und Blüten, die aus den oberen Etagen herabgeschmissen werden.
By Margo Alison – Own work, CC BY-SA 4.0, Link Flora, modern.
By Anselm Feuerbach – http://www.bildindex.de/document/obj00052914, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3245130
Flora 19. Jahrhundert.
By Edward Burne-Jones – repro from artbook, Public Domain, Link
Flora, 16. Jahrhundert.
By Enea Vico (Italy, Parma, 1523-1567) – Image: http://collections.lacma.org/sites/default/files/remote_images/piction/ma-31880853-O3.jpgGallery: http://collections.lacma.org/node/171059, Public Domain, Link
Chloris.
By Ntennis – English wikipedia, Public Domain, Link
Zephyr und Chloris.
By Sandro Botticelli – Web Gallery of Art: Image Info about artwork, Public Domain, Link
Aus Chloris wird Flora.
By Sandro Botticelli – The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.Extract to File:Sandro Botticelli 038.jpg, Public Domain, Link
By Sandro Boticelli – Uffizi Gallery, Public Domain, Link
Mosaik Flora(?), ohne Datum. By Jerzystrzelecki – Own work, CC BY 3.0, Link
Hochzeit von Zephyr und Chloris, ca. 50 n. Chr. By original file by Stefano Bolognini – File:Affreschi romani – pompei – nozze zefiro e clori.JPG, Attribution, Link
Flora, Fresco aus Stabiae, ca. 1 Jh. n. Chr. By unknown – Own work, Public Domain, Link
Flora, um die der Artikel heute handelt, ist die römische Göttin des Frühlings – und der Getreide-Blüte. 😉 Auf den obigen Bildern ist manchmal auch Chloris zu sehen. Flora und Chloris sind ursprünglich dieselbe, also Flora war mal Chloris – und wie man auf dem Bild von Botticelli sehr gut erkennen kann, verwandelt sich Chloris durch die Annäherung vom Zephyr (der in meinem Roman übrigens auch eine Rolle spielt) in Flora.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Irgendwann mal las ich, dass Botticellis Primavera (der Frühling), das am meisten gekaufte Bild überhaupt ist, aber so richtig interpretiert hat es noch keiner (auch wenn es einige Ansätze gibt).
Wer sich für die Entstehungsgeschichte und Interpretationsansätze des Bildes interessiert, der kann sich auf den folgenden Seiten dazu einlesen. Am meisten interessiert mich aber eure persönliche Ausdeutung des Bildes, ganz ohne Bezug zu den Interpretationen, wenn es eine gibt. Kurzum: wer mag, darf und soll mir bitte gerne einen Kommentar dazu hinterlassen! Ich bin soooo gespannt!!!
https://de.wikipedia.org/wiki/Primavera_(Botticelli)
http://www.kunstdirekt.net/Symbole/allegorie/botticelli/fruehling/allegorie-fruehling.htm
Hier das Bild noch mal:
By Sandro Boticelli – Uffizi Gallery, Public Domain, Link
Bei all den Ausdeutungen, Blumen und Blüten, kommt mir übrigens noch ein anderer schöner Spruch (von Horaz) in den Sinn:
Carpe Diem.
Pflücke den Tag.
Ein paar abschließenden Worte.
Abschließend, weil die Reihe „komische Götter“, so langsam zu Ende geht. Am 11.12. erscheint, wenn alles klappt, mein Buch. Bis dahin gibt es noch drei Donnerstage und drei Beiträge zur Göttin Diana, zum Goldenen Esel und zu Apuleius. Der Goldene Esel, by the way, ist das Buch von Apuleius, aus dem auch „Amor und Psyche“ stammen.
Ich möchte gerne die historischen Hintergründe beleuchten und dann werde ich ein wenig in der Versenkung verschwinden. Ich plane einen Umzug (ich hatte es vor einem Jahr schon mal angekündigt, aber jetzt ist die Zeit) und außerdem werde ich – mit dem Wissen der “komischen Götter”- ein neues Buch schreiben.
Seid herzlichst gegrüßt!
Eure
Runa
Phaino
Wunderbare Bilder und für deine Verhältnisse, ein karger Text 😉 Morituri te salutat liebe Runa …
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Tja, lieber Arno, so ist das manchmal … 🙂 Moritura te etiam salutat! Ut valeas, amice! 🙂
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😀
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