Die Lupercalien

Bereits ein paar Tage vor dem Fest der Bacchanalien, nämlich am 15. Februar, feierten die Römer die sogenannten Lupercalien, ein Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfest.

Die Feier fand statt in einer Art Grotte/Höhle – einem sogenannten „Lupercal“- auf dem/in dem römischen Hügel Palatin, von dem man aber heute nicht mehr genau weiß, wo es sich befand und wie es aussah. Allerdings könnte es Ähnlichkeiten mit diesem Gebilde hier, einem Nymphäum, gehabt haben, wobei es wahrscheinlich noch tiefer im Gestein verborgen war.

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Möglicherweise handelt es sich bei dieser im Jahr 2007 entdeckten, reich geschmückten Höhle um das Lupercal, – das ist aber noch nicht abschließend erforscht.

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Im Begriff Lupercalien steckt das lateinische Wort Lupa, zu Deutsch: „Wölfin“ (bzw. lupus = Wolf). Die Wölfin hatte für Rom eine besondere mythische Bedeutung, war sie doch das Tier, das den Gründer der Stadt Romulus gesäugt hatte, – und natürlich auch seinen später unwichtigen, da ermordet-toten Zwillingsbruder Remus.

Selfhtml Romulus und Remus und die Wölfin. By Benutzer:Wolpertinger on WP de – Own book scan from Emmanuel Müller-Baden (dir.), Bibliothek des allgemeinen und praktischen Wissens, I, Deutsches Verlaghaus Bong & Co, Berlin-Leipzig-Wien-Stuttgart, 1904. Image copied from de:Bild:Kapitolinische-woelfin 1b-640×480.jpg, Public Domain, Link

Der Ablauf des Festes begann mit verschiedenen Bocksopfern, deren Blut und Fell von jungen, lachenden Männern benutzt wurden, die sich in einer Zeremonie – ausgeführt durch den sogenannten „flamen dialis“ (Jupiter/Zeus Oberpriester) und den Vestalinnen (Priesterinnen der Göttin Vesta)- damit bemalten und bekleideten (blutiger Lendenschurz … nun ja) und durch die römischen Straßen zogen. Dabei stellten sich ihnen gerne verheiratete Frauen in den Weg und ließen sich von sogenannten „Fellriemen“ (also abgeschnittenen, dünnstreifigen Teilen der frisch gehäuteten Böcke) auf die Hände schlagen, da dies angeblich Glück in der Ehe brachte.
Man fragt sich, was für eine Crux diese Ehe sein muss, wenn einem nur gehäutete Schafsbockriemen dabei Glück bringen können. 😉

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Ein „Bock“ ist übrigens per definitionem das männliche Tier von Ziege, Schaf und/oder Reh. – Bei den Lupercalien wurden aller Wahrscheinlichkeit nach Ziegen geopfert.

Das Fest war wohl ein sehr beliebtes Spektakel bei den Römern, denn es konnte erst im 5. Jahrhundert nach Christus – als letztes heidnisches Fest – von der christlichen Kirche (die sich ab dem 3. Jahrhundert in Rom etablierte) verboten werden.

Die Lupercalien hatten, wie kann es anders sein, einen antiken Vorläufer in Griechenland, die sogenannten Lykaien, von lykos = Wolf. Es gibt noch heute den Berg/Hügel, auf dem sie angeblich stattgefunden haben, den Berg Lykaion in Arkadien, – natürlich in Griechenland lokalisiert.

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Über die Lykaien weiß man noch weniger als über die Lupercalien. Es ist auf jeden Fall die Rede von Kannibalismus und jungen „Werwolf“-Männern, und auch  – laut Platon – von Menschenopfern.

Das Fest der Lykaien geht zurück auf einen Mythos, der von einer kannibalistischen Opferungsgeschichte handelt, von der mehrere Varianten vorliegen.

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By Hendrik Goltziushttp://instruct1.cit.cornell.edu/courses/shum404/gallery.htm, Public Domain, Link

Wie man auf dem Bild sehen kann, geht es ums Essen (Tisch), um die Verwandlung in einen Wolf (ganz rechts) und um Zeus/Jupiter, den Göttervater, (ganz links). In allen überlieferten Varianten setzt Lycaon, König der Arkadier, den Göttern Menschenfleisch zum Essen vor und denkt, sie merken es nicht. Tun sie aber doch und dafür wird Lykaon zur Strafe in einen Wolf verwandelt. In manchen Varianten ist das Essen sogar sein eigener Sohn, in manchen Varianten der Sohn von Zeus/Jupiter und Kallisto – ein junger Bursch´ namens Arcas.

Die Geschichte dieses Jungen namens Arcas verdient ebenfalls eine nähere Betrachtung.

Selfhtml By Peter Paul RubensOwn work, Elinore, 2015-07-09 00:11:01, Public Domain, Link

Auf diesem Bild sehen wir zwei Frauen: Kallisto und … Jupiter.
Jupiter hatte sich in eine Frau verwandelt, um Kallisto zu verführen. Die gehörte nämlich zur Nymphenschar von Diana und war so gar nicht interessiert an Männern. Allerdings mochte sie Diana wohl ganz gerne, so dass Jupiter sich entschied, ihr in dieser Gestalt zu begegnen und so auch erfolgreich bei seinen Annäherungsversuchen war.
Beide bekommen dann ein Kind, den bereits erwähnten Arkas, was der Vater von Kallisto – namentlich unser wolfiger Lykaon – dann Jupiter ins Essen mixt. (In dieser Version also Jupiters Kind und Lykaons Enkel.)
Lykaion wird dann, wie gesagt, zur Strafe in einen Wolf verwandelt, Arkas allerdings wird von Jupiter wieder zum Leben erweckt und entwickelt sich zu einem geschickten Jäger.
Allerdings jagt er eines Tages seine eigene Mutter Kallisto, die zuvor von Juno/Hera (der Ehefrau Jupiters/Zeus´) aus Eifersucht in einen Bären verwandelt wurde.
Damit es nicht zum Schlimmsten kommt, setzt Jupiter sowohl Arkas als auch Kallisto als Sternenbild an den Nachthimmel, und dort sind sie noch heute.

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Von Till CrednerEigenes Werk: AlltheSky.com, CC BY-SA 3.0, Link

Die Indianer sahen in dem Sternbild übrigens ebenfalls einen Bären, die Kirgisen einen bzw. mehrere Wölfe. Im Alten Ägypten war das Sternbild als „Schenkel des Seth“, Gott des Chaos und Verderbens, bekannt.

Interessant ist an dieser Stelle ein Blick in den ägyptischen Mythos von Seth. Es ist nämlich eine Kampfgeschichte: Horus (Lichtgott) gegen Seth (Onkel von Horus), ein Motiv (Götterkampf), das wir im Ansatz schon im Beitrag über Saturn kennegelernt haben. Die Geschichte hat als Motiv u.a. auch Homosexualität (gerade thematisiert bei Jupiter-Kallisto/Sternbild) und einige sehr verwirrende Elemente. Ich zitiere:

„Horus fing jedoch den Samen des Seth auf und brachte ihn seiner Mutter Isis. Diese schnitt ihm daraufhin die Hand ab und warf sie ins Wasser. Doch anschließend ließ Isis die Hand des Horus wieder nachwachsen und benutzte nunmehr den Samen des Horus für eine List, in dem sie ihn auf die Lattiche goss, die Seth täglich aß. Dadurch wurde Seth nun unwissentlich geschwängert.“ Quelle

(Ich kenn ja ein paar krude Mythen, aber WHAT THE FUCK?????) 🙂

Selfhtml Seth. By NeithsabesOwn work, CC BY-SA 3.0, Link

Die Lupercalien als Fest bezogen sich auch auf eine Gottheit, nämlich den Gott Faunus, der für Natur, Hirten, Bauern und Äcker verantwortlich war.
Faunus Gattin Fauna wird bisweilen mit Bona Dea identifiziert. Faunus selbst galt als „Wolfsabwehrer“, später wurde er dann zu einer Art lüstern-charmantem Waldgreis – ähnlich einem Satyr. Im Griechischen entspricht ihm Pan.

Selfhtml Pan. By Arnold Böcklin – 1. artonline.it2. echos-de-mon-grenier.blogspot.de, Public Domain, Link

SelfhtmlBy Annibale CarraccinAHM7NeACl7Xpg at Google Cultural Institute maximum zoom level, Public Domain, Link

Übrigens, der oben erwähnte Lykaion (der König, der Kinder verfüttert und dann in einen Wolf verwandelt wird), ist der Sohn von König Pelasgos, der in manchen antiken Quellen gar als eine Art „Adam“ (bzw. erster Mensch) daher kommt.
König Pelasgos hat den Menschen angeblich die Landwirtschaft beigebracht und sie davon überzeugt nur gesundes Zeug zu essen. Außerdem gibt es ein Stück von Aischylos über ihn, das wie ein Spiegelbild zum „Raub der Sabinerinnen“ wirkt, zumindest, wenn man dem grundlegenden Erzählstrang folgt.
Die Sabinerinnen, wir erinnern uns, wurden von den Römern so mehr oder weniger gekidnappt, weil sie gerne auch ein paar Frauen und nicht nur Krieger sein wollten.

Aischylos nun schreibt (noch zeitlich vor der Geschichte mit den Sabinerinnen übrigens) ein Stück mit dem Namen „Danaiden“ oder „Die Schutzflehenden“.

SelfhtmlBy Auguste Rodin, French, 1840 – 1917.Own work by Ad Meskens., CC BY-SA 3.0, Link

Die Danaiden kommen zu König Pelasgos, oder besser gesagt, sie fliehen vor einer Zwangsheirat mit ihren Vettern. König Pelasgos ist hin und hergerissen zwischen der Gefahr eines Krieges und seinem Gewissen, denn er müsste „Schutzflehenden“ eigentlich Gastfreundschaft und Schutz anbieten. Sofern ich die Geschichte richtig verstanden habe, erhalten die Danaiden am Ende der Erzählung diesen Schutz.

Aber.

Was ein wenig verrückt anmutet ist Folgendes.
Es gibt einen sehr alten Ausdruck namens „Danaiden-Arbeit“. Der eine sehr anspruchsvolle und mühevolle (und sinnlose) Arbeit bezeichnet, wie zum Beispiel die auf dem Bild unten gezeigte: Wasser in einen hohlen Kessel schütten.
Wie passt das mit der Geschichte von Aischylos zusammen?

Selfhtml Waterhouse, The Danaids. Von John William Waterhousehttp://www.art-reproductions.net/images/Artists/James-Waterhouse/The-Danaides.jpg, Gemeinfrei, Link

Die Autoren, auf die die etwas andere Art der Danaiden-Geschichte zurückgeht, sind ein wenig jünger als Aischylos.
Auffällig ist, dass diese jüngeren Autoren die Danaiden als Mörderinnen ihrer Ehemänner darstellen, die dann ebenfalls nach Griechenland fliehen, aber zur Strafe im Tartaros Wasser in hohle Kessel füllen müssen.

Selfhtml Die Danaiden töten ihre Männer. By Robinet Testardhttp://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b10532597d/f346.item, Public Domain, Link

Besonders spannend wird es, wenn man sich bei diesen Autoren die Namen der – angeblich – 50 Danaiden durchliest. Darunter sind nämlich so bekannte Namen wie Kleopatra, Philomela, Skylla … (gut, manche sind nicht sooo bekannt, aber für Antike-Kenner durchaus mal schon so vom Hörensagen zumindest). 😉
Ich belasse es aber erstmal dabei, der Artikel dreht sich ja um das schöne Wolfsfest.

Selfhtml Evander. By Published by Guillaume Rouille (1518?-1589) – “Promptuarii Iconum Insigniorum”, Public Domain, Link

Evander (Euandros; Evander von Pallantion (Stadt)), war ein Königssohn aus Arkadien, dem in manchen Mythen sogar göttliche Abstammung zuteil wird (Sohn von Hermes/Merkur, Botengott und der Nymphe, bzw. späteren Göttin Carmenta (carmen, inis n. = Gedicht)). Einige Quellen nennen ihn auch als (Mit)Gründer der Stadt Rom, die ja heute noch einen Hügel hat (Palatin), der augenscheinlich Ähnlichkeit mit dem Namen und der Herkunft Evanders aufweist (siehe: “Pallantion”).
Darin steckt etymologisch ein und dasselbe, mythisch sehr faszinierende, Wort, vermute ich zumindest, nämlich: „PALLAS“. Das wiederum bedeutet „Kriegerin“ und ist auch in “Pallas Athene” enthalten.

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By Bartholomeus Spranger[1], Public Domain, Link

Pallas und Athene waren ursprünglich zwei voneinander unterschiedene Geschöpfe.
Sie mochten sich und kämpften bzw. übten ab und zu miteinander, was Jupiter/Zeus (der Vater von Athene) in große Sorge versetzte. Er entschied sich, seine Tochter zu schützen und griff in den Kampf ein – und zwar mit einem Ziegenfell, also ein Bocksfell, wie es bei den Lupercalien zerschnitten wurde(!) -, das über einen Schild gespannt war.
Diesen Schild nannte man “die Aigis” und er wurde häufiger dafür verwendet, wenn die Götter jemanden schützen wollten. – Vom Motiv „Schutz“ war ja auch bei den Danaiden schon die Rede.
Bei Pallas und Athene erwies sich dieser Schutz aber als nutzlos. Pallas starb und seither trägt Athene ihren Namen.

In vielen Quellen gilt Evander als Stifter und Gründer der Lupercalien. Der damalige König Faunus (ist die Namensgleichheit mit dem Gott Faunus ein Zufall?) hatte Evander das Gebiet des Palatin geschenkt, auf dem er dann seine Stadt gründete. Das alles soll übrigens einige Jahrzehnte vor dem Trojanischen Krieg geschehen sein.

Selfhtml Carmenta. Von Published by Guillaume Rouille (1518?-1589) – “Promptuarii Iconum Insigniorum”, Gemeinfrei, Link

Über Evanders Frau (bzw. Mutter, wie sie in einigen Quellen auch bezeichnet wird) kann man folgendes lesen:

„Die römischen Frauen feierten ihr zu Ehren am 11. und 15. Januar das Fest der Carmentalia. In der Nähe der nach ihr benannten porta Carmentalis befanden sich zwei Altäre, an denen ihr geopfert wurde. Der jüngere dieser Altäre wurde gestiftet, nachdem den Matronen seitens des Senatsdie Benutzung von Wagen (carpenta)verboten worden war. Sie reagierten mit Entzug des ehelichen Geschlechtsverkehrs, bis das Verbot wieder aufgehoben wurde. In der Folge kam es zu einem reichen Kindersegen, für den die Frauen zu Ehren der Carmenta einen Altar errichteten.
Der spätere Mythos machte sie zur Mutter des Euandros und sie wurde mit dessen anderen Müttern gleichgesetzt, mit Themis und Tyburs, der Stadtgöttin von Tibur, vor allem aber mit Nicostrata (altgriechischΝικοστράτη Nikostrátē). Nur Plutarch sah sie als Gattin des Euandros. Als dessen Mutter wurde Carmenta in die Legendenbildung um die Gründung Roms aufgenommen. Sie soll mit Euandros den Palatin erstiegen haben. Dabei kam ihr die Vision der späteren Stadt Rom. Als sie ein Alter von 110 Jahren erreicht hatte, soll ihr Sohn sie getötet haben. Unterhalb des Kapitols errichtete er ihr den ersten Altar.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Carmenta

In dieser Erzählung liegen bekannte Motive vor: „Kein Sex (wenn Krieg)“, kennt man schon aus Aristophanes noch heute gerne aufgeführtem Stück Lysistrata.
Der Muttermord ist vor allem ein Motiv in Aischylos´ Orestie. … Es wäre interessant, darüber nachzudenken, warum diese Mythen sich gerade in diesem Mythos wiederfinden, zumal es ja auch gerade bei Arkas um einen beinahe Muttermord geht, der von Jupiter durch die Erschaffung eines Sternbilds verhindert wird.

Historisch betrachtet lösten die Lupercalien die sogenannten Februalien/Februalia ab, ein wahrscheinlich noch älteres Reinigungsfest. Der Name unseres Monats Februar geht  darauf zurück.
Es ist fraglich, ob die Lupercalien auch etwas mit dem Valentinstag zu tun haben könnten. Zeitlich liegen/lagen beide Termine fast auf demselben Tag, zum Valentinstag ist allerdings zu sagen, dass dieser auf einen christlichen Bischof in Rom zurückgeht, der trotz des Verbotes (das Christentum war ja erst ab dem 3. Jahrhundert offiziell Staatsreligion und vorher wurden Christen in Rom verfolgt und getötet) christliche Liebespaare verheiratete.
Eine mögliche Verbindung könnte darin bestehen, dass auch bei den Lupercalien für „Glück in der Liebe/Ehe“ gesorgt wurde, durch eben diese abgeschnittenen und zerteilen Bocksfellriemen.
Gibt es eine schönere Art, seine Liebe zu zeigen??? 🙂

7 replies to “Die Lupercalien

  1. Die Wölfin Roms !

    “Rhea Silvia wandert, die fürstliche Jungfrau, den Tiber,
    Wasser zu schöpfen, hinab, und sie ergreifet der Gott.
    So erzeugte die Söhne sich Mars! – Die Zwillinge tränket
    Eine Wölfin, und Rom nennt sich die Fürstin der Welt…”

    “Du, Wölfin Rom’s, vom Blitz getroffne Amme,
    Der aus der Erzbrust der Erob’rung Gift
    Selbst hier noch zischt wie eine grelle Flamme,
    Wo man als Denkmal alter Kunst dich trifft,
    Du Mutter jenes Geists, den nach der Schrift
    Der Gründer Rom’s gesaugt aus deinen Zitzen,
    Versengt von Jovis scharfem Pfeilesstift
    Und wüst geschwärzt von seinen grimmen Blitzen,
    Hüt’st du die Jungen noch in ihren alten Sitzen?

    Du thust’s! Doch, ach! Dahin sind deine Kinder,
    Die Eisenmänner! und die kalte Welt
    Schuf Städte aus dem Grab der Ueberwinder;
    Man äffte nach, um was einst sie zerschellt,
    Man focht darum auf manchem blut’gen Feld,
    Doch konnte Keiner gleiche Macht erreichen.
    Ein eitler Mann nur that’s, jedoch ein Held,
    Der zwar noch nicht sich zählet zu den Leichen,
    Doch der sich selber schlug, ein Sklave seines Gleichen…”

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  2. Das Fest der Lupercalien bei Shakespeare:

    CÄSAR
    Calpurnia!

    CALPURNIA
    Hier, mein Gemahl!

    CÄSAR
    Stellt dem Antonius grad Euch in den Weg,
    Wenn er im Laufe kommt. – Antonius!

    ANTONIUS
    Erlauchter Cäsar?

    CÄSAR
    Vergeßt, Antonius, nicht, in Eurer Eil
    Calpurnia zu berühren; denn es ist
    Ein alter Glaube: unfruchtbare Weiber,
    Bei diesem heilgen Laufe angerührt,
    Entladen sich des Fluchs.

    ANTONIUS
    Ich werd es merken.
    Wenn Cäsar sagt: Tu das!, so ists vollbracht.

    CÄSAR
    Beginnt; laßt nichts von den Gebräuchen aus!
    Musik.

    WAHRSAGER
    Cäsar!

    CÄSAR
    He, wer ruft?

    CASCA
    Es schweige jeder Lärm; noch einmal still!
    Die Musik hält inne.

    CÄSAR
    Wer ist es im Gedräng, der mich begehrt?
    Durch die Musik dringt gellend eine Stimme,
    Die Cäsar! ruft. Sprich! Cäsar neigt sein Ohr.

    WAHRSAGER
    Nimm vor des Märzen Idus dich in acht!

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  3. “Die Lupercalien, angeblich entweder von Romulus oder früher vom Arkadier Evander geründet, waren ein Reinigungs- und Fruchtbarkeitsfest. Es wurde am 15. Februar, also bei Beginn des Frühlings, gefeiert. Als Tag der Sühnung hieß der Festtag “dies februatus”. Die altertümlichen, in Rom bis in die Spätantike gepflegten Gebräuche der Lupercalien deuten auf Entsühnung und Befruchtung des Landes, der Stadt, ihrer Einwohner und ihrer Herden hin. Die Feier begann mit einem Bocksopfer im Lupercal…” (vgl. Wikipedia)

    “So wurde nun auch bey den Römern durch das Fest der Luperkalien, die Erinnerung an das, was für fie schon Alterthum war, immer wieder erneuert. Der schnelle Pan, welcher von Bergen zu Bergen eilt, und allenthalben sogleich zum Schutz der Heerden da ist, wurde durch Geschwindigkeit im Laufen verehrt. Selbſt in Arkadien erinnerte man sich bey diefem Feste an jene rohen Zeiten zurück, wo die Menschen noch unbekleidet in Wäldern wohnten, von Kräutern lebten, und Waſſer aus dem Quell mit der Hand zum Munde schöpften. Darum mußten nackende Jünglinge dem Pan zu Ehren diesen Lauf anstellen, wobey in Rom zugleich das Andenken des Romulus und Remus mit gefeyert wurde, die als Jünglinge auf dem palatinischen Berge, wo sie erzogen waren, ſchon dieß Hirtenfest mit gefeyert hatten. Es waren eigene Brüderschaften, die sich zu der Feyer dieses Festes verbunden hatten, und sich zu dem Ende am funfzehnten Februar beym Luperkal oder der dem Pan geweihten Grotte am Fuße des palatinischen Berges versammleten. Ein jeder opferte hier dem Pan eine weiße Ziege, wovon er sich, wenn er entkleidet und zum Laufen bereit war, das Fell vorband. Hierbey war ein besonderer Gebrauch, daß der Priester, welcher das erste Opfer schlachtete, zwey edlen römischen Jünglingen das blutige Messer an die Stirn streichen mußte, worauf ihnen ein Paar andere mit in Milch getunkter Wolle die blutige Spur von der Stirn wieder abwischten. Wahrscheinlich war dieß eine Art von Aussöhnung des ersten hier verübten Brudermords, wodurch man die Schuld gleichsam hinwegtilgen wollte, damit fie auf der schuldlosen Nachkommnenschaft nicht haften möchte. Uiberhaupt waren die Vorstellungen von einer glücklichen Nachkommenschaft, von der Fruchtbarkeit der Mütter und ihrer glücklichen Entbindung, den Römern vorzüglich heilig, und auch in die Feyer dieß Festes mit eingewebt. Man erinnerte sich der Zeiten des Romulus, wo kurz nach dem Raube der Sabinerinnen die Unfruchtbarkeit der Mütter, eine allgemeine Trauer verursachte…”
    (Karl Philipp Moritz, Anthousa. 1801)

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